Die Niemöller-Stiftung ist von der Garnisonkirche besessen

Der Berliner Tagesspiegel (TS) berichtet heute von einem zweiten Gutachten der Niemöller-Stiftung zur Garnisonkirche. In diesem werden Verlautbarungen, Flyer, Entschließungen usw. der Garnisonkirchenstiftung daraufhin untersucht, ob sie die Geschichte der Kirche verfälschen, ob sie etwas auslassen, wo sie unscharf sind.

Leider steht im TS nicht, wer die Verfasser des „Gutachtens 2.0“ sind.

Ich schaue auf die Webseite der Stiftung. Die Martin-Niemöller-Stiftung hat sich 2017 anscheinend ausschließlich mit der „Nazikirche“ in Potsdam, der angeblich berüchtigten Garnisonkirche, beschäftigt. Unter „Letzte Beiträge“ sind sechs Berichte zur Nazikirche (und nichts anderes) aufgelistet. Ich klicke im Archiv die sechs für das Jahr 2017 genannten Monate an. Jedes Mal klappt ein Beitrag über, was wohl?, auf.

Die Verfasser des zweiten Gutachtens:

Die Schulrätin i. R. und linke Aktivistin Christine Madelung, die mit dem hessischen Altkommunisten Willi van Ooyen, blockupy usw., vor der Europäischen Zentralbank für die linksradikale griechische Syriza-Partei und ihren Chef Tsipras demonstrierte

der Pfarrer i. R. Hermann Düringer

der DDR-Bürgerrechtler, SPD-Politiker und Friedenskreis-Pankow-Begründer Hans-Jürgen Misselwitz, auch ehem. Leiter der Brandenburger Landeszentrale f. pol. Bildung und Mitgründer des Instituts für Solidarische Moderne (ISM). Das ISM ist eine „Denkfabrik“ von Linksparteilern, linken SPD- und Grünen-Politikern, im Vorstand sitzt u. a. Katja Kipping. (Bei der Gründung dabei war auch die linke hessische SPD-Landesvorsitzende Andrea Ypsilanti, die entgegen ihrem Wahlversprechen eine Koalition der SPD mit den Sozialisten anstrebte. Vier Parteifreunde versagten damals die Zustimmung und der Plan platzte.)

der Freie Berater und Diplom-Pädagoge Gerd Bauz, ehem. Organisationsberater bei der ev. Kirche

die Frankfurter Theologin, Diakoniewissenschaftlerin und Prodekanin Ursula Schoen

(Über eine weitere als Verfasser genannte Person finde ich keine Angaben. Eine Münchner Frauenärztin gleichen Namens wird es wohl nicht sein.)

Sicher sind die Genannten als engagierte oder hauptberufliche Christen und als Akademiker in der Lage, kompetent zur fast 300jährigen Geschichte einer barocken Kirche Stellung zu nehmen. Um nichts falsch zu machen, haben sich die Streiter gegen die „gotteslästerliche Bude“ (Zeit-Journalist Christoph Dieckmann) Beistand bei einem guten Bekannten geholt, dem Anti-Garnisonkirchen-Aktivisten Matthias Grünzig. Er war einer der drei Hauptredner auf einem Treffen, das der Veröffentlichung des Gutachtens vorausging.

Was treibt den Vorstand dieser Stiftung, sich seit Monaten fast ausschließlich mit der Potsdamer Garnisonkirche zu beschäftigen? Reicht ihnen nicht, dass die Medien (u. a. Die Zeit und 3Sat) gegen die Kirche sind? Dass die Aktivisten Grünzig und Tomczak von einer Veranstaltung zur anderen eilen?

Sind da noch andere Rechnungen offen? Die Unzufriedenheit ostdeutscher Pfarrer mit der aus Westdeutschland importierten Militärseelsorge, die Verärgerung von Bürgerrechtlern, dass die DDR zu schnell beerdigt und von den kapitalistischen Wessis kolonisiert wurde? Letzteres wäre nach linker Meinung exemplarisch in Potsdam zu besichtigen, wo die Millionäre und Milliardäre die Rekonstruktion des „Barockfaschismus“ vorantreiben würden.

Update 19.10.17: Die Niemöller-Stiftung kopiert die Methoden der Potsdamer Linksextremisten: Bei jedem Schritt der Umsetzung seit Jahren getroffener Entscheidungen wird ein Vorschlag gemacht, der das Ganze verzögern oder kippen soll. Jetzt holen die Aktivisten der Stiftung nach zwei Gutachten zum schändlichen Vorhaben des Wiederaufbaus den ganz großen Hammer heraus und fordern den Bundestag auf, erneut zu entscheiden und seine bisherigen Beschlüsse zur angeblichen Nazikirche zu widerrufen. Sonst drohe am Ort der Garnisonkirche ein „blamables Scheitern der Geschichtsaufarbeitung“.

Was würde die Lokalpresse bloß publizieren, wenn es nicht ständig Wiederholungen oder Fortschreibungen der SED-Parolen zur „Nazikirche“ durch linke Aktivisten gäbe?

Update 28.10.17: Ex-Kirchenjurist und Ex-Ministerpräsident Manfred Stolpe leistet in der PNN/Tagesspiegel von heute einen sachlichen, unaufgeregten Beitrag zum Wiederaufbau des Garnisonkirchenturms.

Update 28.12.17: Aktivisten von „Christen brauchen keine Garnisonkirche“ und Pfarrer der Martin-Niemöller-Stiftung werfen dem Mitglied der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche, Andreas Kitschke, „Falschaussage“ vor. Er behaupte im Widerspruch zu wissenschaftlich angeblich gesicherten Befunden, dass es den Händedruck zwischen Hitler und Hindenburg als Symbol der Verbundenheit von Adel und Nationalsozialismus nie gegeben habe.

Herr Kitschke hat recht. Hitler hat sich am Ende der Veranstaltung mit einem Diener von Reichspräsident Hindenburg verabschiedet. Mehr war nicht. Hitler war stolz, dass der Reichspräsident, der den „böhmischen Gefreiten“ verachtete, ihm sogar die Hand gab. Kitschke sagt in seinem hervorragenden Buch Die Garnisonkirche Potsdam. Krone der Stadt und Schauplatz der Geschichte“ über den Schnappschuss vom Shakehand zwischen Hindenburg und Hitler: der „angebliche symbolische Handedruck“.

Goebbels hat erst hinterher erkannt, wie man den „Tag von Potsdam“ propagandistisch nutzen kann.

Andreas Kitschke: Die Garnisonkirche Potsdam. Krone der Stadt und Schauplatz der Geschichte

Garnisonkirche

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