Die alliierten Militärmissionen in der DDR

(Fortsetzung von Die Freizeitspione von Deutrans)

Umgekehrt ist es nicht ganz so einfach. Das Verkehrsaufkommen westlicher Lkw in der DDR ist gering. Die Überwachung, nicht zuletzt der Parkplätze, durch die Genossen ist umfassend. Ein Westlaster vor einer sowjetischen Raketenstellung oder dem Hauptquartier in Zossen wäre undenkbar. Außer durch Funkaufklärung und Überläufer erfährt der Westen ein bisschen von seinen Militärmissionen in der DDR. Dass es die gab, ist wenig bekannt.

Es sind seit 1945 militärische Vertretungen im Gebiet der jeweils anderen alliierten Besatzungszone. Zuständig waren sie anfänglich für den Transport von Kriegsgefangenen und die Erfassung von Kriegsgräbern. Nach der Westberlin-Blockade der Sowjets 1948 sollten die westlichen Militärmissionen in der DDR aber auch beobachten, ob die UdSSR einen Überrraschungsangriff auf das Bundesgebiet vorbereiten würde.

Für sie gab es aber unzählige weiträumige Sperrgebiete in West und Ost. (In der DDR waren mehr als 30% des Territoriums militärisches Sperrgebiet! Manche Quellen sprechen auch von 40%.)

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Wagen der US-Militärmission in Potsdam. Quelle: http://www.panoramio.com/photo/18537460

Die Fahrzeuge waren oliv und hatten auffällige Nummernschilder. Wagen der sowjetischen Militärmission in der amerikanischen Besatzungszone konnten z. B. ihren Hof in Frankfurt am Main-Niederrad, in Baden-Baden und in Bünde/NRW nicht unerkannt verlassen. Die Westalliierten hatten offiziell ihren Sitz in Potsdam (USA: Neu-Fahrland, GB und FR am Heiligen See. Faktisch aber residierten sie in Berlin (W.) und reisten über die Glienicker Brücke ein.

Die Sowjets erlaubten sich schon mal den Spaß, im Westen durch offen stehende Kasernentore zu fahren. Für die westlichen Offiziere endeten Fahrten durch die DDR auch tödlich, wenn ihr Fahrzeug von einem Militärtransporter oder einem Panzer gerammt wurde. Der Stasi-Mann, der neben dem Wehrpflichtigen saß, der mit seinem Lkw einen französischen Missionswagen mit tödlichen Folgen für den Insassen rammte, erhielt 1.000 Mark Belohnung. Ein US-Offizier wurde von einem sowjetischen Soldaten in frei zugänglichem Gelände erschossen, obwohl die Missionssoldaten vereinbarungsgemäß unbewaffnet waren. Jahre später entschuldigte sich Moskau halbherzig.

Die Fahrzeuge der Westalliierten in der DDR waren technisch aufgerüstet. Es gab größere Tanks, so dass die MfS-Verfolger früher zum Tanken mussten. Bei Bedarf konnte man Trabi-Scheinwerfer aktivieren, so dass die Fahrzeuge bei Dunkelheit nicht als Westfabrikate erkannt werden konnten.

Die Sowjets dachten nicht daran, den Bitten der SED zu folgen und die Missionen abzuschaffen. Die ehemaligen Alliierten nutzten sie für informelle Kontakte und luden sich auch gegenseitig zum Feiern in die Missionen ein.

Die Gruppe der sowjetischen Truppen in der DDR (GST) war die modernste Armee der UdSSR. Das ließ die NATO nicht unbeeindruckt. Da die Manöverdrehbücher den Einmarsch in Westdeutschland durchspielten, wollten die Westmächte alles über Truppenstärke und neueste Waffentechnik in Erfahrung bringen. Erst als 1976 ein sowjetischer Pilot mit dem modernsten Jagdbomber nach Japan flog, verflog allmählich der Mythos von der überlegenen sowjetischen Militärtechnik. Das Flugzeug war der 10 Jahre alten Phantom deutlich unterlegen.

Einige Informationen stammen von dem Historiker Thomas Ramge in der „Zeit“ v. 7.6.2007.
Siehe auch die Linkliste zum Thema!

Da dieser Beitrag seit seinem Erscheinen 2012 monatelang immer wieder der meistgelesene war, habe ich ihn zwischendurch mehrmals herausgenommen. Ich kann mir die sich stets wiederholenden vielen Aufrufe nicht erklären. Sollte dieser Beitrag über fast zehn Jahre der gesuchteste sein?

3 Kommentare zu „Die alliierten Militärmissionen in der DDR

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