Der geplante Wiederaufbau der Garnisonkirche ist für die Potsdamer linke Szene eine furchtbare Sache. Sie schießen aus allen Rohren, schrecken vor Handgreiflichkeiten nicht zurück, torpedieren die Lokalzeitungen mit Leserbriefen, fordern, das Geld – wofür wohl? Für bessere Bildung – auszugeben oder – man traut seinen Ohren nicht – für die Restaurierung von Dorfkirchen (So ein Aktivist im rbb). Kürzlich lastete ein notorischer Leserbriefschreiber auch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges der Garnisonkirche an.
Es ist schade, dass die Potsdamer Linken ständig gegen den Wiederaufbau eines architektonisch und städtebaulich bedeutenden Gebäudes mit ihren immergleichen Parolen von Faschismus, Kapitalismus, Reaktion und Preußenmilitarismus hetzen. Walter Ulbricht wird, falls er das im Himmel mitbekommt, schmunzeln. Er verlangte, dass er auf Fahrten durch sein Herrschaftsgebiet keine Kirchen mehr zu sehen bekam.
Warum regt man sich über die Bilderstürmer des Islamischen Staates so auf? Die SED hat Hunderte von Kirchen, Herrenhäuser und Schlösser sprengen lassen. Das wird gelassen hingenommen oder sogar ausdrücklich gut geheißen.
Umstritten ist jetzt der Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses. Wobei es hier nicht nur ideologische Gegnerschaft gibt, sondern auch städtebauliche Bedenken gegen die Rekonstruktion nicht mehr vorhandener Gebäude angemeldet werden, nicht zuletzt auch die Kostenfrage. wieder muss die Bildung herhalten: „Bildung statt Schloss“.
Jetzt macht eine dreiste Aktion Furore: Architekt Reiner Becker hatte den Auftrag, das Alte Rathaus gegenüber dem Stadtschloss zu renovieren. Es beherbergt das Potsdam-Museum. Auffällig war, dass die großzügigen Glasfenster des Treppenhauses nach der Renovierung von innen vergittert waren. Das entsprach nicht dem Urzustand und war auch nicht Auftrag gewesen.
Heraus kam: Der Architekt outete sich als Gegner des Schloss-Wiederaufbaus. Er wollte ein provokantes Zeichen in „seinem“ Gebäude setzen: Ein Blick durch vergitterte Fenster auf das neue Schloss. Dieser Sichtweise schloss sich der verantwortliche Bauleiter aus einem städtischen Immobilienbetrieb an.
Die geduldige Kulturdezernentin bat einen renommierten Stadtplaner, mit den beiden Provokateuren über einen Rückbau zu reden. Das scheiterte. Der Architekt beruft sich auf die Kunstfreiheit, die ihm zustünde.
Mal sehen, wie es weitergeht.
(nach einem MAZ-Bericht)
Ich stelle seit einiger Zeit eine Liste der Gebäude zusammen, die man nach der Logik der SED und der Potsdamer linken Szene abreißen müsste: