Dreiste Architektenposse in Potsdam

Der geplante Wiederaufbau der Garnisonkirche ist für die Potsdamer linke Szene eine furchtbare Sache. Sie schießen aus allen Rohren, schrecken vor Handgreiflichkeiten nicht zurück, torpedieren die Lokalzeitungen mit Leserbriefen, fordern, das Geld  – wofür wohl? Für bessere Bildung – auszugeben oder – man traut seinen Ohren nicht – für die Restaurierung von Dorfkirchen (So ein Aktivist im rbb). Kürzlich lastete ein notorischer Leserbriefschreiber auch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges der Garnisonkirche an.

Es ist schade, dass die Potsdamer Linken ständig gegen den Wiederaufbau eines architektonisch und städtebaulich bedeutenden Gebäudes mit ihren immergleichen Parolen von Faschismus, Kapitalismus, Reaktion und Preußenmilitarismus hetzen. Walter Ulbricht wird, falls er das im Himmel mitbekommt, schmunzeln. Er verlangte, dass er auf Fahrten durch sein Herrschaftsgebiet keine Kirchen mehr zu sehen bekam.

Warum regt man sich über die Bilderstürmer des Islamischen Staates so auf? Die SED hat Hunderte von Kirchen, Herrenhäuser und Schlösser sprengen lassen. Das wird gelassen hingenommen oder sogar ausdrücklich gut geheißen.

Umstritten ist jetzt der Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses. Wobei es hier nicht nur ideologische Gegnerschaft gibt, sondern auch städtebauliche Bedenken gegen die Rekonstruktion nicht mehr vorhandener Gebäude angemeldet werden, nicht zuletzt auch die Kostenfrage. wieder muss die Bildung herhalten: „Bildung statt Schloss“.

2015-09-20 12.57.02Jetzt macht eine dreiste Aktion Furore: Architekt Reiner Becker hatte den Auftrag, das Alte Rathaus gegenüber dem Stadtschloss zu renovieren. Es beherbergt das Potsdam-Museum. Auffällig war, dass die großzügigen Glasfenster des Treppenhauses nach der Renovierung von innen vergittert waren. Das entsprach nicht dem Urzustand und war auch nicht Auftrag gewesen.

Heraus kam: Der Architekt outete sich als Gegner des Schloss-Wiederaufbaus. Er wollte ein provokantes Zeichen in „seinem“ Gebäude setzen: Ein Blick durch vergitterte Fenster auf das neue Schloss. Dieser Sichtweise schloss sich der verantwortliche Bauleiter aus einem städtischen Immobilienbetrieb an.

Die geduldige Kulturdezernentin bat einen renommierten Stadtplaner, mit den beiden Provokateuren über einen Rückbau zu reden. Das scheiterte. Der Architekt beruft sich auf die Kunstfreiheit, die ihm zustünde.

Mal sehen, wie es weitergeht.

(nach einem MAZ-Bericht)

Ich stelle seit einiger Zeit eine Liste der Gebäude zusammen, die man nach der Logik der SED und der Potsdamer linken Szene abreißen müsste:

Das Berliner Olympiastadion: Hat Hitler bauen lassen und darin eine Propagandaschau abgehalten. Sogar sein persönlicher Aufenthaltsraum existiert noch. (H. selbst mochte das Stadion dann gar nicht. Er hätte es lieber größer und pompöser gehabt.)
Neues Palais in Potsdam: Kaiser Wilhelm II. hat dort die Mobilmachung unterzeichnet. (Dass er vorher den russischen Zaren drängte, die russische Mobilmachung zurückzunehmen und dann sogar versuchte, den Einmarsch des Heeres in Luxemburg zu stoppen, zählt nicht.) Der preußische Ministerpräsident Hermann Göring tagt mit seinem „Staatsrat“ 1933 im Neuen Palais.
Brandenburger Tor in Berlin: Ähnlich wie der Händedruck zwischen Hindenburg und Hitler auf den Stufen der Garnisonkirche ist das Bild vom Fackelzug begeisterter Hitler-Anhänger am 30.1.33 durch das Brandenburger Tor unauslöschlich
Das „Große Militär-Waisenhaus“ Königs Friedrich Wilhelm I.: Nicht nur weil es von einem reaktionären preußischen Adligen gebaut wurde, sondern weil die Nazis darin ihre Potsdamer Napola, die Schule für eine zukünftige Führerelite eingerichtet hatten. Andere Quellen sagen, die heutige Staatskanzlei wäre ab 1933 Napola gewesen. Also auch die: Abreißen
Die Potsdamer Zentrale des Deutschen Roten Kreuzes. Die Nazis haben das DRK missbraucht
Die Villa, in der Truman während der Potsdamer Konferenz gewohnt hat: Dort soll er angeblich den Befehl für die Atombombenabwürfe in Japan gegeben haben
Ist es erlaubt?  Die Villa, in der der Massenmörder Stalin während dieser Konferenz gewohnt hat: Zwar seien seine Verbrechen, so wird von einigen Historikern betont, kein Zivilisationsbruch wie die des Massenmörders Hitler, also weniger schlimm. Auch wird er in Russland und Teilen der Linkspartei verehrt.

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