Zu viel Diktaturgedächtnis?

Der Direktor des Potsdamer Instituts für Zeitgeschichtliche Forschung, Prof. Dr. Martin Sabrow, bezweifelt das Ergebnis von Untersuchungen über das geringe Wissen von Brandenburger Schülern über die DDR. Die Schüler hätten durchaus Wissen, nämlich das Wissen  um die fortschrittliche Seite der DDR, wie es ihnen Eltern und Lehrer vermittelt hätten. Die Unterdrückung in der DDR, die einseitige Opferperspektive, würde überbewertet. Die Sorge scheint unberechtigt: In einer Längsschnittstudie schneidet bei den Befragten der „Wendegeneration” im Systemvergleich die DDR in fast allen Bereichen mit z. T. extrem hohen Werten hervorragend ab: Soziale Gerechtigkeit, soziale Sicherheit, Familienförderung, Gleichberechtigung der Frau, Kinderbetreuung, Schutz vor Krimi­nalität, Schulbildung, Verhältnis der Menschen untereinander, Gesundheitswesen.

Siehe: Berth, Hendrik u. a., Einheitslust und Einheitsfrust. Junge Ostdeutsche auf dem Weg vom DDR- zum Bundesbürger. Eine sozialwissenschaftliche Längsschnittstudie von 1987 – 2006, Gießen 2007. (Das verbreiteten die Medien in 15 Jahren sieben Mal. Diese Studie wurde nämlich mehrfach wiederholt. Dann sah ich sie mir einmal näher an: Siehe meinen Kommentar dazu!)

Eine Untersuchung von 107 bundesdeutschen Lehrplänen zeigt, dass Prof. Sabrow irrt. Das Thema „Repression“ kommt zu kurz. Es werde nur in zwei Lehr­plänen erwähnt (Bayern und RPF): Ulrich Arnswald, Zum Stellenwert der DDR-Geschichte in schulischen Lehrplänen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte B 41-42/2004.

Prof. Sabrow muss sich also keine Sorgen machen: Seine Forderungen nach Schließung der BStU und nach einem Alltagskulturmuseum für Potsdam scheinen überflüssig zu sein.

Im Streit um die richtige Art der Aufarbeitung der SED-Diktatur wird auch die „Betroffenheitsliteratur”, die Ge­schi­chte von Tätern und Opfern, als unzureichend empfunden. Das verzerre das Gesamtbild, sagt die linke britische Historikerin Mary Fulbrook.

Man stelle sich vor, so würde bei der Behandlung der nationalsozialistischen Dik­tatur argu­mentiert werden: „Lauft doch nicht dauernd mit den Schulklassen ins KZ, ladet nicht so viele jü­dische Zeitzeugen ein!” „Das Tagebuch der Anne Frank” wäre Betroffenheitsliteratur, die dem Gesamtbild Nazi-Deutschlands nicht gerecht würde.

Siehe auch Wunschliste für die Brandenburger Bildungspolitik

5 Kommentare zu „Zu viel Diktaturgedächtnis?

  1. Das Institut für Zeitgeschichtliche Forschung fällt durch seine starke „Linksneigung“ auf. Äußerungen, wie die zitierte, sind unerträglich und ein Schlag ins Gesicht der Opfer der Diktatur. Es gibt eine starke Neigung zur Verharmlosung und Falschdarstellung der ersten deutschen kommunistischen Diktatur. Gerade in Bildungszusammenhängen ist das fatal. Das ein staatlich gefördertes Institut hier mit den Wölfen heult und quasi Geschichtsklitterung betreibt ist ein Skandal.

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  2. Ich finde es einfach großartig, wenn mir heute erklärt wird, insbesondere durch „Westgoten“, was in der DDR alles falsch gelaufen ist. Besser ein Westgote als gar niemand.

    Schaut Euch an, wie in der alt-BRD mit führenden Nazis verfahren wurde! Auf lukrative Posten wurden sie gesetzt, sogar die Amerikaner durften sie zum Mond schießen. War das in der DDR anders? Altnazis als Zeitungsredakteure, als Juraprofessoren, in den Ministerien, im ZK, in der Kriminalpolizei… Und die Russen haben sich gar nicht für Atomphysik und Raketentechnik interessiert?Mehr dazu im Blog

    Schaut Euch an, wie HEUTE in der neuen Bundesrepublik der gesellschaftliche Reichtum verteilt ist. Kein weiteres Wort werde ich dazu verlieren, jeder kann es nachlesen. Wie war das mit den Bonzen in der DDR; bis zu dreifachem Durchschnittsgehalt, eigene Krankenhäuser, Restaurants, Läden. Wie war das mit „volkseigentum? wieso besaß die SED Milliarden in einem Staat, der pleite war? Vergleichen Sie mal die Witwenrenten in der DDR und in der Bundesrepublik

    Schaut Euch an, um wie vieles „besser“ die „Friedenspolitik“ der heutigen Regierung gegenüber derjenigen der DDR-Regierung seinerzeit ist. Dem Land wurde die Kraft zur Selbstverteidigung genommen ?, trotzdem haben wir auf der ganzen Welt die Finger mit drin! Wer hat 500.000 Tellerminen nach Nordvietnam geliefert? Die Nordvietnamesen haben Südvietnam überfallen, Kindersoldaten gegen die GIs gehetzt und Südvietnamesen bei lebendigem Leib begraben. Millionen Südvietnamesen flohen vor den Massenmördern Giap und HoChiMinh, die von der friedliebenden DDR unterstützt wurden. In Prag 1968 hätte die friedliebende DDR am liebsten mitgeschossen.

    Schaut Euch den ideologischen Zustand des heutigen Deutschlands an!Waffenexport gab es in alle Welt, des lieben Friedens willen.
    Die Flüchtlingsströme werden von den Parteien, die sich für besonders fortschrittlich halten, mit großem Applaus gut geheißen. Jetzt kippt die „Argumentation“ ins Rechtspopulistische… Was denn nun?
    Nötig wäre allerdings ganz etwas anderes. Nämlich dafür zu sorgen, dass die jungen, wehrfähigen Flüchtlinge die Möglichkeit erhalten, ihre Länder gegen ihre eigenen Verbrecher zu verteidigen. Waffenexport?
    Tut man das nicht, kann man locker über sagen wir fünf Jahre hochrechnen, welchen Verlauf die Situation nehmen wird. Das Geschehen kann nur in Gewalt enden.
    Diese Gewalt wird sich allerdings nicht dort abspielen, wo die Flüchtlinge herkommen, sie wird sich bei uns abspielen. So eine Staatsgrenze ist, wie man am Kanaltunnel erkennen kann, für diese Leute keine zu respektierende Einrichtung. Was ist in Syrien, Afghanistan, Libyen, Sudan? Da ist die Gewalt doch schon. Und Sie wollen noch mehr?
    Egal, ob sie es nicht besser wissen oder ob sie ihre Interessen durchsetzen wollen, sie werden sich zur Gewalt organisieren! Bei uns, nicht daheim!

    Nun nennt mich einen Nazi. Ihr könntet nicht verkehrter liegen! Aber es ist zur Methode geworden, Menschen, die feststellen, dass hier was falsch läuft, als Rechte anzuschwärzen. Es liegt mir sehr fern, irgendwelche Gewalt oder Brandstiftung zu propagieren. Eben war es noch Gewalt im Ausland! Aber ich bin sehr wohl der Meinung, dass z.B. der BGS zur Zeit andere Aufgaben haben sollte, als die Kfz.-Steuer einzutreiben. Den BGS gibt es schon lange nicht mehr, der heißt jetzt Bundespolizei. Die Zollverwaltung soll die personell unterbesetzten Finanzämter unterstützen! Feststellen, was falsch läuft ist einfach. In der DDR hat man die ausländischen Arbeiter in Ghettos abgeschoben und nicht in die Gaststätten gelassen

    Ich wollte nur einmal feststellen, dass der ganze DDR-Sch…. gegen das, was sich zur Zeit HIER und HEUTE über uns zusammenbraut, ein Laienspiel war.

    Weiter so, Deutsches Vaterland!

    PS: Da krähten doch vor ein paar Tagen einige aktuelle Politiker etwas über Landesverrat. Ich hatte echt geglaubt, dieser Tatbestand sei abgeschafft. Sonst hätten doch bereits seit Jahren Ermittlungen bei diversen deutschen Ex-Politikern „toben“ müssen. Und wer heute die gesellschaftlich erarbeiteten Milliarden aus dem Fenster haut, um einigen Systemrelevanten beizustehen, der/die fällt sicher auch darunter!

    Mit diesen Geldern den Afrikanern einen Start daheim zu ermöglichen, das wäre was. Auch wenn es eine Zeit dauert, bis z.B. mit Wüstensonnenenergie Geld verdient wird. Man könnte Hunderttausende in der Landwirtschaft und einige hundert in der Wasserentsalzung beschäftigen und die Menschen hätten eine Chance. So aber steckt man die Euros den Banken hinein, die sie dann als Gold tief in der Erde vergraben.

    GB

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  3. Pittiplatsch-Romantik

    Die „Wende“-Generation wär zu der Zeit NOCH keinen Repessionen ausgesetzt, die kannten nur Pionier-Lager, FDJ Ausflüge, etc. Die Eltern und Älteren haben wohlweislich nur das „Gute“ herausgepickt und weitervermittelt. “ Billige Wohnungen- alle hatten Arbeit “ ( klingt schon fast wie im 3.Reich ) Nie wird erwähnt WARUM die SED das machte, und das Arbeitspflicht herrschte. Auch die Arbeit in Braunkohle,Chemie und AKW war bepflichtet. „Arbeitsbummelei“ wurde bestraft. Und keiner fragt sich warum denn alle 1989 raus und weg wollten ? ( Und nicht : „Der Westen“ hat uns die Arbeit weggenommen )

    Die Lehrpläne wurden nach der Wende so gut wie gar nicht angepasst,korrigiert. Noch immer wird die DDR in Ostdeutschland unerträglich verklärt. In einigen Städten kommt man sich noch immer vor wie in einer Neo-DDR. Niemand erwähnt die Stasi, die Bespitzelungen, das Verpetzen von Nichtigkeiten um sich selbst zu bereichern. (Belohnungen für Linientreue) Sehr beschämend für Deutschland ist es , dass die Bildungsstrategie im Sinne einer „entSED-fizierung“ ( Entnazifizierung war es nach dem 3.Reich ) nicht konsequent in die Wege geleitet wurde, im Gegenteil. Da wird abstrus diskutiert ob die DDR ein Unrechtsstaat war ( ALLE Diktaturen sind es ) Die Deutschen hatten 2 Diktaturen hintereinander und noch immer wird verklärt, man schämt sich richtig, auch Deutscher zu sein.

    m. behrmann

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    1. Die DDR und der Ostblock hat sich sicher zurecht aufgelöst. Arroganz ist aber völlig unangebracht. Es ist richtig über Opfer zu reden. Ich muß aber auch definieren wer als solches zählt und es in ein Verhältnis setzen. Ich sage auch jedem Opfer ins Gesicht das es gerade in seinem Interesse sein sollte die DDR realistisch darzustellen und nicht einseitig zu berichten. Sonst wird man ihm irgendwann seine Geschichte auch nicht mehr glauben.
      Stark vereinfacht hat sich nach einem Jahr Protest ( sei es durch Montagsdemos,Botschaftsbesetzung usw. ) d. DDR und am Ende das ganze System gewaltfrei aufgelöst. Das muß mir dieses System erst beweisen wenn es nicht mehr so gut läuft. Im übrigen leben die Leute in Indien und Bangladesch in dem selben System und tragen sehr wohl inzwischen keinen unwesentlichen Teil zu unserem Wohlstand bei.
      Genauso wie inzwischen immer klarer wird worauf jeder nachdenkende Mensch auch alleine hätte kommen können. Der weniger produktive Osten hat wohl kaum dem Westen ein Wettrüsten aufgezwungen.

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