„Das einzig Gute an der DDR war ihr Ende“

Die Historikerin Katja Hoyer hat gerade „Diesseits der Mauer: Eine neue Geschichte der DDR“ geschrieben. Sie erregt damit viel Aufsehen, weil sie erzählt, dass die DDR gar nicht so schlimm war, wie es die Wessis behaupten würden. Und überhaupt, die Wessis würden darüber entscheiden, was die DDR gewesen wäre. Die, na was wohl, die Lebensleistung der Ossis käme zu kurz, das Angenehme, Lebenswerte in der DDR käme zu kurz.

Frau Hoyer muss es wissen. Sie wurde 1985 geboren, die Mutter war Lehrerin und der Vater Offizier in Strausberg, dem NVA-Hauptquartier.

Alle paar Jahre tauchen Begriffe wie „Mitmach-„, „Konsens-“ oder „Wahrheitsdiktatur“ auf, mit denen die SED-Diktatur verniedlicht wird.

Es war nicht die harmonische Nischengesellschaft, in der man nett zueinander war und zusammenhielt, wie das heute behauptet wird. Zogen die privilegierten Kaderfamilien und der große Rest wirklich an einem Strang? Waren Polizisten, Kellner oder Handwerker Menschen wie Du und ich oder waren sie autoritär, musste man sie mit Westwährung gewinnen? Wurde man nur widerwillig und unter Druck Stasi-Informant oder war die Bereitschaft dazu groß und ging weiter als nötig? War, wer sich angepasst hatte, zufrieden und glücklich in der Diktatur?

Je weniger man weiß, desto lieblicher erscheint die SED-Diktatur. Die DDR, die heute als Lichtgestalt herumgeistert, hat es in Wirklichkeit nicht gegeben, sagt Richard Schröder.

Alle paar Jahre machen sich Autoren daran, die DDR zu verhübschen: Thomas Krüger, ehemaliger Chef der Bundeszentrale für politische Bildung(!), Jana Hensel, Die Zeit-Mitarbeiterin, Prof. Thomas Großbölting, Prof. Jarausch, Matthias Platzeck u. a.

Es sieht aus, als ob Frau Hoyer bei Mary Fulbrock in England studiert hätte, einer Altmeisterin der DDR-Verklärung.

Hervorragend wie immer formuliert Anna Kaminski, Geschäftsführerin der Bundesstiftung Aufarbeitung: „1990 hieß es: ´Es war nicht alles gut`, Ende der 90er hieß es: ´Es war nicht alles schlecht´ und noch ein paar Jahr später: ´Ja, was war denn schlecht?`

Nur Roland Jahn schafft es noch kürzer: „Das einzig Gute an der DDR war ihr Ende“.

In diesem Bog gibt es mehrere Texte zum Thema „DDR-Aufarbeitung“.

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