Der Niedergang der Nachrichtensendungen

Woran liegt es, dass ich den Nachrichtensendungen des ÖR nicht mehr vertraue? Jahrzehnte meines Lebens war die 20-Uhr-Sendung der Tagesschau ein Fixpunkt im Tagesablauf. Inzwischen schalte ich die Glotze meist erst um 20 Uhr 15 ein. Falls nicht ein ARD-Brennpunkt dazwischen grätscht. Oder ich gehe gleich zu Amazon Prime.

Bin ich kritischer geworden? Bin ich besser informiert als früher? Sind die Nachrichtensendungen innerhalb einer Generation unzuverlässiger geworden?

Heute gehe ich meiner Frau auf die Nerven, wenn sie die Tagesschau einstellt: „Das stimmt so nicht!“ rufe ich dazwischen. Oder: „Es gibt schon längst Kritik an dieser Studie.“ Oder: „BBC und CNN haben darüber berichtet, warum die Tagesschau nicht?“

Vorgestern passierte es wieder: Verheerende Waldbrände in Griechenland, viele Tote, große Probleme bei der Bekämpfung. Sagt der Korrespondent im Schlusssatz seines Berichts: „Griechenland unterliegt dem Spardiktat seiner Geldgeber.“

Dummerweise hatte ich in der FAZ gelesen, dass beim Brandschutz in Griechenland nie gespart wurde. Im Gegenteil, seit vier Jahren (Die Schuldenkrise dauert m. E. jetzt 5 Jahre) wurden die Mittel beständig erhöht. Wer lügt jetzt: Die Tagesschau oder die FAZ?

Die Griechenland-Berichterstattung wäre eines eigenen Beitrags würdig. Der Tenor, dass Griechenland von Berlin, der EZB und dem IMF gezwungen würde, die armen Griechen noch ärmer zu machen. Es gibt da auch die Version, dass die Tsipras-Regierung so gut wie alle Reformvorhaben (Abbau der staatlichen Gängelung der Wirtschaft, Privatisierung, Aufbau einer effizienten Steuerverwaltung verwässert, unterläuft, zurücknimmt, aber gerne bei Renten kürzt. Dass bei griechischen Rentnern von einer Ausgangsposition gekürzt wurde, die deutsche Rentner vor Neid erblassen ließe, sei nur am Rande erwähnt.

Nochmal zurück zu den Ausgangsfragen:

Ich habe dank Internet Zugang zu ausländischen Medien in einem höheren Maß als früher.

Es gibt dank Internet, zumindest zur Zeit noch, alternative Medien, die nicht alle rechtspopulistisch oder rechtsextrem sind, auch wenn Bundesregierung, die Eigner der sozialen Medien und die „Qualitätsmedien“, daran arbeiten, ihnen das Leben schwer zu machen, egal ob sie rechtskonservativ, rechtsliberal oder rechtsradikal sind.

Eine neue Generation Journalisten versteht sich als Influencer, die ausschließlich im Sinne ihrer Überzeugungen informieren. Sie sind für ihre Überzeugungen auch aktiv: Bei den Institutionen der ehemaligen Stasi- und PDS-Aktivistin Kahane, bei von der Bundesregierung finanzierten Anti-Rechts-Projekten.

Das gab es früher auch schon, dass sich Journalisten als Meinungsmacher betätigten. Aber die Vermischung von Nachricht und Kommentar ist heute gang und gäbe. Beunruhigend ist auch, dass es bei vielen Themen eine Einheitsmeinung gibt, die von der taz über die Zeit und die Tagesschau bis zur Welt reicht und auch die FAZ streift.

Siehe auch hier oder als Suchwort im Blog-Suchfeld „Tagesschau“ eingeben! (Ca. 100 Einträge)

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