US-Soldaten auf Einkaufstour in Ostberlin

Die US-amerikanische Regierung legte Wert auf die gemeinsame Zuständigkeit der Alliierten für Geamt-Berlin. Sie legte Wert auf ihr Recht, jederzeit und unkontrolliert den Ostteil der Stadt betreten zu dürfen. Die Sowjets respektierten das, sehr zum Ärger der SED, die Ostberlin Hauptstadt der DDR nannte.

Die westlichen Allierten zeigten in Ostberlin Präsenz durch Fahrten mit Militärfahrzeugen. Armeeangehörige und ihre Familien, nicht zuletzt neu nach Berlin versetzte Soldaten, sollten den Ostteil in einer Stadtrundfahrt kennenlernen.

Erlaubt waren aber auch private Besuche (in Uniform). Die nahmen ab den 70ern zu, was daran lag, dass die Amerikaner in Berlin (und in der Bundesrepublik) das Privileg des günstigen Dollarkurses zur D-Mark (1:4) verloren.

Einkaufen und Essen im billigen Ostberlin versprach Linderung. Die Einkaufstouren in Privatwagen oder Bussen der Streitkräfte nahm zu. Die Wagen fuhren vollgepackt über den Kontrollpunkt Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße zurück. Auch die Besuche in Ostberliner Restaurants und in den neuen Nobelhotels waren beliebt.

SED-Zeitungen wetterten gegen die Einkaufstouren. Die kommunistische Planwirtschaft war nicht dazu geschaffen, für Shoppingtouren des Klassenfeindes zu produzieren. Das MfS legte eine Kartei der Autofahrer an, die die Amerikaner mit der Lichthupe grüßten. Man verfolgte Kontaktaufnahmen, entdeckte aber keine konspirativen Vorgänge.

Ein Verbot kam nicht in Frage. Die SED unter Honecker pries ja ihre Weltoffenheit an und meldete stolz wachsenden ausländischen Tourismus. Das Verbot, US-Amerikaner in einem Lokal zu bedienen, blieb ein Einzelfall und wurde nach Protesten – wegen des Umsatzausfalls – schnell wieder aufgehoben.

Den US-Streitkräften war das Ausmaß der Exkursionen unangenehm. Wöchentlich fanden mehre Bustouren statt. Die Busse parkten vor den Konsum-Warenhäusern. Die Zahl der Busse und der Fahrten wurde reduziert.

Quelle: Stefanie Eisenhuth, Freizeit beim Feind. US-amerikanische Soldaten in Ost-Berlin, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 15 (2018), H. 1, URL: http://www.zeithistorische-forschungen.de/1-2018/id=5555, Druckausgabe: S. 11-39.

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