Eine Warteliste für Bückware

Aus Anlass des Tages der Deutschen Einheit hat die FAZ die Seite ihres Projektes „Jugend schreibt“ dem Thema gewidmet. eine Schülerin der Kaufmännischen Schulen in Waldshut erzählt die Geschichte eines Fernfahrers und seiner Familie. Der heute 71jährige, der im Schwarzwald lebt, erzählt von seinem Beruf. Er fuhr z. B. nach Jugoslawien, holte Textilien, von denen in der DDR die Etiketten und Preisschilder entfernt wurden. Dann verkaufte die SED sie nach Westdeutschland. Die Familie lebte in der Nähe von Leipzig. Dort waren Ende der 80er Jahrebis auf zwei alle Brücken für den Schwerverkehr nicht mehr befahrbar, so dass er Umwege fahren musste. Er staune noch heute über die Freiheit, die er im Westen erlebe. In der DDR musste man immer damit rechnen, dass man bespitzelt wurde.

Er hatte mit lange mit dem Weggang gezögert, mit Rücksicht auf seine Familie. Außerdem verdiente er als Fernfahrer gut, nicht zuletzt in Valutamark (DM). Auch musste er nicht 12 Jahre auf einen neuen Pkw warten.

Zwei Monate vor dem Mauerfall fuhr er mit seinem Lkw nach Westen, 55000 ersparte DM im Gepäck. Mit seiner Frau hatte er einen unverfänglichen Telefonanruf vereinbart, denn in seinem Heimatdorf gab es nur zwei verwanzte Telefone. Sein ältester Sohn war mit seiner Familie über Ungarn geflohen. schneller als andere an neue Pkws.

Seine Frau konnte nach der Grenzöffnung einen Ausreiseantrag stellen. Sie musste 30 Mark bezahlen und die DDR innerhalb von 24 Stunden verlassen. In der DDR hatte sie als Verkaufsleiterin in einem Elektrogeschäft gearbeitet. Für manche Artikel führte sie eine Warteliste, die sich über 25 Jahre Wartezeit erstreckte. Um selbst an die begehrte Ware zu kommen, schrieb sie Listen komplett ab, um ihren Namen an die oberste Stelle setzen zu können.

Die Wartelisten wären doch ein Exponat für ein Alltagskulturmuseum!

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